Begleiten Sie uns ins Lokal „U Stasi“ um einen Einblick in die polnische Traditionsküche in Krakau zu erlangen.
Es gibt seit Jahren bekannte Orte auf der Welt, wo alles irgendwie anders fließt und seinen unveränderten Rhythmus lebt, als ob sich gestern, heute und morgen vermischen. Wo Sie anhalten, in Erinnerungen schwelgen und die Aromen Ihrer Kindheit und der polnischen Küche probieren möchten. Ein einzigartiger Ort, der für unseren Zyklus „Klein aber oho!“ ausgewählt wurde, ist die Gaststätte „U Stasi“ In Krakau. Dies ist zweifellos einer der berühmtesten Orte in Krakau. Er befindet sich in der ul. Mikołajska 16.
U Stasi – eine Gaststätte mit Tradition
Heute sprechen wir mit Frau Aneta Konieczna-Wegrzyn, Enkelin von Frau Stasia, Geschäftsführerin und Inhaberin des Familienunternehmens „U Stasi“.
Guten Morgen! Schön, dass Sie Zeit für uns gefunden haben. Der Ruhm Ihrer Gaststätte reicht viele Generationen zurück, kürzlich wurden Sie Gewinnerin des Wettbewerbs „Touristische Schätze Kleinpolens 2022“ („Turystyczne Skarby Małopolski w 2022“) in der Kategorie „Zu Gast – Kulinarisches Angebot“ („W gościnie-oferta kulinarna”).
Wir gratulieren von ganzem Herzen, das ist ein riesiger Erfolg.
Frau Aneta, sagen Sie uns bitte, wann das Gasthaus gegründet wurde und wessen Idee es war? Wie groß ist das Lokal?
Die Gaststätte war die Idee von Wojciech Łoboda – dem Schwager von Frau Stasia, der die Gaststätte in der Mikołajska-Straße 4 gründete. Ich kenne das genaue Datum nicht, aber im Heimatarchiv fand ich Informationen, dass Frau Stasia im Alter von 14 Jahren in die Gaststätte kam, also vor 95 Jahren. Stasia war fleißig, sie lernte schnell das Handwerk und wurde 1939 ihre Besitzerin. In den 1950er Jahren zog die Gaststätte in die Mikołajska 8 und seit den 1970er Jahren befindet sie sich an ihrer heutigen Adresse, d.h. in der Mikołajska 16. Das Restaurant ist nicht groß, es bietet Platz für etwa 30 Personen. Als die Pandemie ausbrach und die Tische in bestimmten Abständen stehen mussten, wurden mehrere Tische in den Hof gestellt. Unseren Gästen gefiel der Garten so gut, dass hier dauerhaft Tische stehen blieben.
Abwechlungsreichtum und Tradition in der polnischen Küche
Welche Gerichte empfehlen Sie? Wie verändert sich die Speisekarte? Was können wir heute essen? Hat sich der kulinarische Geschmack der Gäste in den fast hundert Jahren des Bestehens des Unternehmens verändert?
Das Menü ist jeden Tag anders. Auf unserer Speisekarte stehen feste Speisen wie Brühe, ein Stück Fleisch oder zum Beispiel Piroggen. Wir servieren auch Kutteln, Bigos, Kohlrouladen oder Hähnchenschenkel. Am Mittwoch muss es Frikadellen, am Donnerstag Schweineschnitzel und am Freitag Fisch geben.
Hat sich der kulinarische Geschmack verändert? Nicht wirklich. An der Speisekarte hat sich nicht viel geändert. Die meisten Gerichte stehen dauerhaft auf unserer Speisekarte. Wir haben auch ein paar neue Gerichte eingeführt, aber die traditionellen Leckereien werden immer noch eifrig konsumiert.
Wir berücksichtigen so weit wie möglich den Geschmack unserer Gäste, sind flexibel und erlauben Ihnen, das Menü anzupassen. Wir servieren zum Beispiel Fleisch ohne Soße, Pieroggen ohne Grieben oder mit extra Sahne. Es soll wie zu Hause sein, denn zu Hause essen wir nach unseren Vorlieben.
Humor und gute Laune als geheime Zutat
Gut gefallen hat mir das witzige Blechschild „Unmögliches erledigen wir sofort, auf Wunder muss man etwas warten“. Ist der Erfolg Ihrer Gaststätte auch eine große, ausgewogene Portion Humor, mit der Sie an die Arbeit und das Leben herangehen?
Es arbeitet sich besser, wenn man das Leben mit Humor angeht. Auch unsere Gäste sind zufrieden, wenn sie ins Gasthaus kommen und von lächelnden Mitarbeitern begrüßt werden. Es ist schön, mit ihnen zu scherzen und zu lachen. Wir haben auch ein Schild mit der Aufschrift „Zone ohne WLAN“, lassen Sie uns miteinander reden wie vor 1995. Wenn jemand nach dem WLAN-Passwort fragt, zeigen wir auf dieses Schild. Manche Leute sind enttäuscht, dass es kein Internet gibt, aber sobald sie eines unserer Gerichte gegessen haben, vergessen sie es.
Eine krakauer Institution mit Tradition
Haben Sie eine einzigartige herzliche, fast familiäre Atmosphäre, die Ihr Restaurant von anderen kulinarischen Adressen in Krakau unterscheidet? Vor Jahren schrieb Lech Emfazy Stefański* (Jan II Wywiadowca): „Stanisława Konieczna – bei ihr waren Ludwig Solski und die Gräfin Potocka, seine Magnificencja**der Jagiellonen-Universität, und Jerzy Kossak, der große Pferdemaler, Karol Frycz, der Künstler des „Grünen Ballons“ (“Zielony Balonik“), und Piotr Skrzynecki, der Künstler aus dem „Keller zu den Widdern“(„Piwnica pod Baranami“), Irena Kwiatkowska, Aleksandra Śląska, Stanisław Zaczyk vor dem Export auf die Bühnen der Hauptstadt (nach Warschau). Sławomir Mrożek, bevor er eine Bleibe in Ausland fand. Herr Kreczmar, ein Kutscher bevor er durch Konstanty Ildefons Gałczyńskis Gedicht über eine verzauberte Kutsche berühmt wurde, und Ewa Demarczyk, bevor sie das Festival in Oppeln gewann …“ und wen bewirten Sie jetzt gerade?
Heute kann ich aufgrund der RODO (polnische Datenschutzrichtlinien) nur sagen (lacht), alle. Wir betreuen Rentner, Schüler, Studenten, Professoren, Menschen, die in der Gegend arbeiten, Einwohner und Touristen. Bei uns ist es Brauch, dass Menschen, die sich nicht kennen, an einem Tisch sitzen. Sie fangen an miteinander zu reden und wenn sie sich das nächste Mal treffen, reden sie wie gute Freunde. Ich habe mich immer gefragt, wo sich unsere Gäste kennengelernt haben. Und ich fange an, ihnen Fragen zu stellen, und oft hörte ich die Antwort, dass sie sich beim Mittagessen bei uns trafen.
Leider hat die Pandemie diesen Brauch etwas verändert und manch einer wartet nun lieber auf einen freien Tisch, als mit einem Fremden an einem Tisch zu sitzen.
Vielen Dank für die uns gewidmete Zeit und die Enthüllung der Erfolgsgeheimnisse bei „U Stasi“. Natürlich kommen unsere Polenreisen-Kunden und wir für die legendären Pieroggen, Kohlrouladen, ein Stück Fleisch mit Meerrettichsauce und ein Schweineschnitzel mit Kohl zu Ihnen. Wir werden uns auch gespannt umsehen, wer sich uns anschließen wird…
Dann werden wir prahlen und erzählen, wie es im königlichen Krakau war, wie toll die polnische Küche ist und was uns in Ihrem „U Stasi“ am besten gefallen hat. Und immer noch war, ist und bleibt aktuell, was ich, in einem vor Jahren geschriebenen Artikel, über Ihre Großmutter Stanisława Konieczna „Star Express Reporter“ gelesen habe:
„In Krakau ändert sich so viel: Nur das Hejnał auf dem Mariacka-Turm und die U Stasi-Gaststätte bleiben gleich“. Und möge es so bleiben, Frau Aneta 😊
Vielen Dank und bis bald in Krakau
Falls wir bei Ihnen Appetit auf Polen wecken konnten, legen wir Ihnen unsere kulinarischen Reisen ans Herz oder gehen Sie es etwas entschleunigter mit unserer Slow Food Reise an. Lernen Sie das Facettenreichtum Krakaus bei einer Städtereise kennen.
*Lech Emfazy Stefański (geboren am 2. Juli 1928 in Warschau, gestorben am 21. Dezember 2010 in Załubice) – polnischer Schriftsteller, Publizist, Übersetzer von Belletristik, Autor und Co-Autor von Büchern im Bereich Parapsychologie und paranormale Phänomene, Schauspieler und Regisseur.
**Magnificencja eine Höflichkeit gegenüber dem Rektor einer Universität
U Stasi
Adresse: ul. Mikołajska 16
Öffnungzeiten:
Mo.-Fr. 12:00- 17:00 Uhr
Sa. und So. Ruhetag