Crossoverküche für deutsch polnische Freundschaft: Nichts bringt Menschen so zusammen wie das gemeinsame Essen. Ob in Polen, Deutschland oder sonst wo auf der Welt; in fast allen Kulturkreisen nimmt das gemeinsame zu Tisch sitzen, kochen und der anschließende Verzehr der Mahlzeit einen wichtigen kulturellen und sozialen Stellenwert ein. Was würde sich demnach besser für interkulturelle Austausch eignen, als das gemeinsame Kochen, der Austausch von Rezepten und das Kreieren einer neuartigen Crossoverküche? Genau das dachten sich auch die Schülerinnen und Schüler zweier Gymnasien aus Würzburg und Tarnobrzeg in Polen.
In einem gemeinsamen Projekt und mit der tatkräftigen Unterstützung zweier Profi-Köche tauschten sich die Jugendlichen gegenseitig mit ortstypischen Rezepten aus Franken und dem Karpartenvorland aus. Entstanden ist ein Kochbuch – „Leben und genießen in Franken und im Karpatenvorland“ – mit wunderbaren Crossovergerichten, das die beiden Regionen nun auch kulinarisch miteinander verbindet. Mehr über dieses hervorragendes Beispiel einer gelebten europäischen und deutsch-polnischer Freundschaft von Luiza Majcher, Carsten Dutz:
Über den Tellerrand hinaus
Deutschhaus-Seminaristen präsentieren ihr deutsch-polnisches Kochbuch mit Crossoverküche
Würzburg. Kulinarischen Feinsinn und interkulturelle Kompetenz bewiesen die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Leben und genießen in Franken und im Karpatenvorland“. Die Deutschhaus-Schüler brachten zum Abschluss ihres europäischen P-Seminars als Produkt ein beeindruckendes zweisprachiges Kochbuch hervor, das nun am letzten Montag im Rahmen eines Präsentationsabends vor einer polnischen Delegation, Vertretern des Landtags, der Würzburger Stadtrats sowie Eltern, Lehrern, Schülern und Förderern des Projekts präsentiert wurde.
Typische Rezepte aus Deutschland und Polen
Gemeinsam mit der Partnerschule im polnischen Tarnobrzeg, dem Kopernikus-Liceum, hatten die 15 Schülerinnen und Schüler der Q 12, unterstützt durch den fachkundigen Rat von Profikoch Luis Röhr, der seine Ausbildung im renommierten Restaurant Reisers am Stein genossen hatte, zunächst typisch fränkische Rezepte gesammelt. Dabei wurden heimische Restaurants und Gasthöfe besucht und deren Köche sowie zuhause Eltern, Großeltern, Verwandte und Freunde befragt. Diese Rezepte wurden geordnet und gesichtet. Begleitet von Grundlageninformationen einer gesunden Küche wählten die begeisterten jugendlichen Hobbyköche dann Rezepte aus und kochten einige davon in der Lehrküche der Don-Bosco-Berufsschule nach. Direktor Dr. Harald Eberth leistete hier den Gymnasiasten Nachbarschaftshilfe. Dann erfolgte über die europäische Internetplattform etwinning ein Austausch der Rezepte mit den polnischen Partnern, die immer spiegelverkehrt arbeiteten. Dabei wurden die polnischen Schüler ebenfalls von einem Profikoch, Jakub Meksula, unterstützt. Da die Corona-Pandemie eine erste gemeinsame Kochbegegnung in Polen wie in Deutschland unmöglich gemacht hatte, bewiesen die jungen Leute Spontanität: Die Plattform diente nämlich nicht nur dem Kennenlernen, sondern ebenso zum Austausch individuell erstellter aussagekräftiger Kochvideos. Somit konnten sich Franken und das Karpatenvorland zumindest virtuell begegnen. Dann ging es an den nächsten Schritt: Denn die Schülerinnen und Schüler kreierten Crossovergerichte, in denen Zutaten und Zubereitungsarten der karpatenvorländischen wie fränkischen Küche einfallsreich kombiniert wurden. Dabei schärfte Luis Röhr den Blick der Hobbyköche für Konsistenzen, Farbgebung und Gestaltung der Teller. Da in den P-Seminaren der bayerischen Gymnasien Einblicke in die Berufswelt ausdrücklich erwünscht sind, nahmen die Schülerinnen und Schüler darüberhinaus Kontakt zur Grafikerin Heike Weidner und Fotograf Michael Pietschmann auf, die ihnen Einblicke in ihre Tätigkeiten gewährten und wertvolle Ratschläge gaben. So gelang es ein passendes Kochbuchdesign sowie ausdrucksstarke Bilder zu finden. Nachdem dies erledigt war, erstellten die Seminaristen griffige Rezepttexte, die dann ins Polnische übersetzt wurden. Ergänzt wurden diese durch landeskundliche Fotos und Texte zu den Regionen, denn das Projekt zielte ebenso darauf ab, die eigene Heimat den Partnern nahezubringen. Da die polnischen Schülerinnen und Schüler spiegelverkehrt arbeiteten, war die gegenseitige Korrektur der Sprachinhalte sowie ein gleichgewichtiges Arbeiten aller Kochbuchinhalte gegeben. Landrat Tomas Ebert, Oberbürgermeister Christian Schuchhardt, ihre polnischen Kollegen sowie die Direktoren beider Schulen, OStD Michael Schmitt und Tomasz Stroz, begleiteten das Buch mit aussagekräftigen Grußworten.
Deutsch-Polnische Begegnung –ein gemeinsames Projekt zur Völkerverständigung und sozialer Verantwortung vor Ort
Nach dem erfolgten Druck von 1000 Exemplaren, konnten die Schülerinnen und Schüler nun gemeinsam mit den eigens aus Tarnobrzeg angereisten Partnern in eindrucksvollen Vorträgen stolz dem Auditorium ihr Kochbuch vorstellen. Das Projekt wurde im Rahmen eines erasmus-+-Programms des Pädagigischen Austauschdienstes in Bonn sowie vom Verein europafels großzügig gefördert. Ebenso war es den Deutschhäuslern ein Anliegen, von ihrer schönen Reise im September nach Polen zu berichten, wo Land und Leute, die Küche und die Projektpartner endlich persönlich kennengelernt werden konnten. Die Direktoren beider Schulen, die Präsidentin von europafels, Brigitte Baur, sowie die beiden Projektleiter Luiza Majcher und Carsten Dutz, würdigten in ihren Worten die Qualität, Beharrlichkeit, die Freude, den gelebten europäischen Geist und die Sozialkompetenz aller Schülerinnen und Schüler bei ihrer eineinhalbjährigen Arbeit. Apropos Sozialkompetenz: In Tarnobrzeg wie in Würzburg war es der Wunsch aller Seminaristen, den Erlös aus der Veräußerung des Kochbuchs einem gemeinnützigen Zweck zukommen zu lassen. Die Deutschhaus-Schüler entschieden sich, ihre Einnahmen dem Verein „Hand in Hand gegen Tay Sachs und Sandhoff“ zukommen zu lassen, der sich für an dieser Krankheit leidende Kinder einsetzt. Der Vorsitzende des Vereins, Folker Quack, wohnte mit seiner Frau und Sohn Dario der Präsentation bei.
Europa lebt durch das Engagement junger Menschen – eine deutsch-polnische Erfolgsgeschichte
Highlight des gelungenen Abends, der das langjährige und unermüdliche Engagement beider Schulen um die europäische Einigung unterstrich, war dann ein von drei Schülerinnen und Schülern sowie Luis Röhr gekochtes aufwändiges Vier-Gänge-Menü, das die Projektteilnehmer den hungrigen Gästen servierten. Stellvertretend für alle Anwesenden zeigten sich MdL Manfred Ländern, MdL Kerstin Celina sowie der stellvertretende Landrat Waldemar Brohm beeindruckt von der Kochkunst sowie der Arbeit der deutschen und polnischen Schüler. „Europa lebt durch und mit dem (kulinarischen) Engagement junger Menschen. Es schafft Begegnungen und bringt Bleibendes hervor, wenn Einigkeit gelebt wird!“- so oder ähnlich könnte das Fazit des Abends lauten!“
Interessenten können das Kochbuch im Sekretariat des Deutschhausgymnasiums gegen eine angemessene Spende erwerben.
Es freut uns sehr so wie Herr Dutz , der Gymnasiallehrer gesagt hat: „Ich finde es so wichtig, dass die jungen Leute sich Treffen konnten und sehe es als meine Aufgabe, weiterhin Begegnungen zu schaffen. Beide Nationen wissen leider so wenig voneinander und sind sich doch in vielem so gleich und nah“. Wir teilen natürlich diese Auffassung und wollen auch in Zukunft zusammen mit so engagierten Leuten den Austausch zwischen Polen und Deutschland vorantreiben. Studien- und Bildungsreisen, sowie Klassenfahrten sind dafür ein hervorragendes Mittel.
Vielen Dank an Alle, die an diesem einzigartigen Projekt beteiligt waren,
Guten Appetit und smacznego